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Mutter mit Baby im Home Office
22.10.2020

Recht auf Homeoffice: Fluch oder Segen?

Es wird in der Politik aktuell viel von einem Recht auf Homeoffice gesprochen. Und ich bin verwirrt. Das Recht gibt es doch bisher schon – vorausgesetzt, der Unternehmensrahmen lässt es zu. 

Ist es nun Recht oder Pflicht? Aus welchem Grund gibt es diese Forderung? Und wer fordert es überhaupt? 

Diese Forderung wirft so viele Fragen auf, dass ich gar nicht weiß, worauf ich mich in diesem Blog-Artikel fokussieren sollte. Und genau das wiederum hat mich bewogen, ihn zu schreiben. Nun betrachte ich ja meine Welt aus der Perspektive des Change. Und eine Forderung wirft bei mir als erstes die Frage auf:

Welches Ziel verbirgt sich dahinter? Die erste und wichtigste Frage, wenn es um Veränderung geht. 

Zielbild im Recht auf Homeoffice

Die Forderung „Recht auf Homeoffice“ assoziiert das Ziel, dass wir alle zu Hause arbeiten. Wessen Ziel verbirgt sich dahinter? Wer hat dieses Ziel? Oder ist es das Ziel der Auflösung von Bürogebäuden bzw. dem Schaffen von Platz? Verlagerung von Arbeit? Alleine diese Frage birgt sehr viel Diskussionsmaterial. Die bisherigen Diskussionen entbehren hier leider jeglicher Grundlage. 

Auf jeden Fall steckt hinter dieser Forderung ein mentales Modell, dass die Menschen die Freiheit verbrieft brauchen, zu Hause arbeiten zu dürfen, wenn es das selbst wollen – unabhängig von der aktuellen Situation. Ist das jetzt eine Forderung für Recht oder Pflicht? 

Aktuelle Situation

Die zweite Frage im Rahmen eines Veränderungsvorhabens ist die Frage nach der Ausgangslage. Denn nur wenn wir wissen, wo wir sind, können wir einen ersten Schritt Richtung Zielbild gehen. „Alle Wege führen nach Rom“ – ein altes Zitat. Und es mag zutreffen, dennoch ist es gerade im Change wichtig, einen Weg vorher zu betrachten und zu planen. Und dafür ist ein Blick auf die aktuelle Situation notwendig. 

Wie steht es denn nun mit Homeoffice? Homeoffice wird schon als Begriff schwierig, da dieser durch das Steuerrecht derart klar umrissen ist, dass wir alle dazu genötigt sind, „mobiles Arbeiten“ zu sagen.

Auch sind die IT-Systemlandschaften der meisten Unternehmen in Deutschland alleine aus datenschutzrechtlichen Aspekten und der notwendigen Zugangsbandbreite auf diesen Schritt nicht vorbereitet. Wir reden noch nicht einmal von den notwendigen Kompetenzen für virtuelle Zusammenarbeit und Führung (Schauen Sie hier gerne in meinen Blogbeitrag zu virtuellen Organisationen).

Recht oder Pflicht?

Geht es hier um Rechte oder um Pflichten? Ist es ein notwendiges Recht zu Hause zu arbeiten oder werden die Arbeitnehmer hier verpflichtet, zu Hause arbeiten zu wollen? Und werden die Unternehmen hier verpflichtet, einem Anspruch ihrer Arbeitnehmer gerecht zu werden? Einem Anspruch der vielleicht gar nicht existiert? Ein Anspruch, der das Unternehmen zu einer umfassenden Veränderung zwingt.  

Eine nachhaltige Veränderung der Arbeitswelt

Wie sieht die Welt aus, in der die meisten Arbeitnehmer standardmäßig und nicht im Krisenmodus zu Hause arbeiten?  

Jede Wohnung erhält ein zusätzliches Zimmer, nämlich ein Arbeitszimmer – abschließbar, damit die Kinder nicht reinkommen können, wenn gerade eine Web-Konferenz läuft. Die Unternehmen benötigen weniger Bürofläche, da nicht mehr alle Arbeitsplätze dauerhaft freigehalten werden müssen. Wir trinken unseren Kaffee in der Pause gemeinsam per Videoteilung und sehen uns nur noch von der Körpermitte aufwärts. 

Die Arbeit hat sich komplett digitalisiert. Alles, was uns Microsoft und die ERP-Systeme seit Jahren unterjubeln wollen, ist nun Realität. Alle meine Aufgaben sind digital erfasst und können transparent nachverfolgt werden. Die Prozesse sind durchgängig digital unterstützt, damit jeder sofort erfährt, wenn der vorangegangene Arbeitsschritt abgeschlossen ist, damit ich starten kann. Die Straßen sind leerer, da An- und Abfahrt ins Büro entfällt. 

Change Empfehlung

Mit dieser Betrachtung der aktuellen Situation und dem unklaren Zielbild können wir Change Berater nur empfehlen: Lasst uns gemeinsam an dem Zielbild arbeiten. Was verbirgt sich hinter dieser Forderung? Und auf dem Weg dorthin sind bereits heute einige Schritte in den Unternehmen umsetzbar, die für beide Seiten spürbare Veränderungen und Erleichterungen bringen. Denn schließlich geht es doch genau darum, nämlich dass wir alle gut miteinander arbeiten können und die besten Wege dafür finden.

 


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