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Hand mit Stift zeigt nach vorn
08.06.2021

Schlechtes Image der Beratungsbranche – Wer mag schon Besserwisser?

Wieder einmal hat eine Studie belegt, wie schlecht das Image der Unternehmensberatenden ist. Nun wurde eine weitere Studie aufgesetzt, in der verschiedene Berufsbilder bezogen auf ihr Image bewertet wurden (Umfrage von Consulting.de). Und auch hier schneiden Unternehmensberatende weniger gut ab. Wer mag schon Besserwisser? 

Ich bin jetzt seit fast 20 Jahren als Beraterin tätig. Mittlerweile berate ich länger als ich im operativen Geschäft tätig war. Und immer wieder werde ich mit diesem schlechten Image konfrontiert. Am Anfang war ich irritiert, dann gab es eine Phase der Verletztheit und heute bin ich einfach nur enttäuscht. 

Jedoch bleibt die Frage, wo das schlechte Image herkommt und wie unsere Zunft diesem Image begegnen will. Ich kann natürlich nicht für alle in meiner Branche sprechen und somit stellt sich mir mehr die Frage, wie ich persönlich damit umgehen will. 

Wo kommt das schlechte Image her?

Unternehmensberatungen werden beauftragt, wenn es eine Herausforderung gibt, die aus eigenen Kräften nicht bewältigt werden kann. Manche Themen bedürfen einer externen Perspektive oder auch Expertise, in gewissen Situationen sind Externe auch Vermittler oder Bote von guten wie schlechten Nachrichten und manchmal werden Sie eingesetzt, um Maßnahmen umzusetzen, die nicht selbst gestemmt werden können oder für die ein ausführendes Organ benötigt wird.  

Die Auswahl der Unternehmensberatung erfolgt jedoch selten nach Kriterien, die für diese Ausführung angemessen wäre. Die Entscheidungskriterien gehen von der einfachen Preisfrage, über den Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit, bis hin zum Bekanntheitsgrad im privaten Umfeld.

Auftragsklärung und Erwartungshaltung stimmen oft nicht überein 

Nach der Entscheidung, egal wie ausgefeilt sie vorgenommen wurde (oder eben nicht), fehlt es häufig an der konkreten Abstimmung der Erwartungshaltung und Zielsetzung für den Einsatz. Das ist so, als wenn ein Tisch bestellt wird, an dem fünf Beine erwartet werden, der Tischler jedoch acht Beine viel passender findet. Nur weil wir Unternehmensberatende sind, können wir nicht Gedanken lesen. Wir bringen unseren eigenen Erfahrungsschatz und unsere individuelle Perspektive mit. Dies gilt es abzugleichen mit der Erwartungshaltung. 

Und dann stehen wir ja oft in einem Dilemma. Wir werden beauftragt, weil wir eine Kompetenz mitbringen sollten, die besser ist als in der eigenen Organisation vorhanden. Jedoch: Wer mag schon Besserwisser? Ergebnisse werden angezweifelt, verworfen und aberkannt, um das Bild der eigenen Person nicht zu entwerten. Es ist natürlich nicht so, dass jedes Beratungskonzept perfekt ist. Es bietet auf jeden Fall einen Perspektivwechsel.  

Nur wissen wir es wirklich besser?

Die ureigenste Beratungskompetenz ist ja eben nicht die, es besser zu wissen. Sondern unser Ziel sollte es sein, die Beratenen besser zu machen und sie zu unterstützen, neue Perspektiven einzunehmen und damit in den notwendigen unternehmerischen Entscheidungen die Entscheidungsgrundlagen zu verbessern. 

Es geht nicht mit und auch nicht ohne

Meiner Schätzung nach setzen mehr als 80% der Unternehmen in Deutschland immer mal wieder auf beratende Unterstützung. Somit hat unser Berufsfeld einen Markt und auch einen Mehrwert für die deutsche Wirtschaft.  

Es gibt natürlich auch in unserer Branche schwarze Schafe – wie vermutlich in jeder Branche – und es geht auch immer mal etwas schief, bzw. läuft nicht so wie erwartet oder geplant. Dennoch ist es ein Berufsbild, das spannend und herausfordernd ist. Ich liebe meine Aufgabe und sehe sie als Berufung an, denn es fordert mich und meine Mitarbeitenden immer wieder aufs Neue heraus und bewegt uns zu ungeahnten Weiterentwicklungen. 

Unsere Kunden kommen auch nach vielen Jahren immer wieder und ich werde weiter meinen Anteil bringen, um das Berufsbild zu schärfen und damit vielleicht auch das Image zu verbessern. 

DIN SPEC 91405 – ein weiterer Schritt zur Professionalisierung der Branche

Zur Verbesserung der Leistungen in unserer Branche sowie der Vereinfachung der Auswahl und Zusammenarbeit mit Unternehmensberatenden habe ich mich maßgeblich beteiligt an der Erstellung der DIN SPEC 901405 – organisationales Change Management. Denn nur wenn wir uns mit unserem Berufsbild auch inhaltlich auseinander setzen, können wir unsere Leistungen und damit auch unser Image verbessern. 


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